Affirmationen bei unerfülltem Kinderwunsch versprechen Hilfe, um Gefühle von Unsicherheit oder Ängstlichkeit zu lindern. Gerade in der Kinderwunschphase, die emotional belastet ist, wünschen wir uns oft, wir könnten aus dem Kreislauf negativer Gedanken aussteigen.
Affirmationen wie
- „Ich bin offen für eine Schwangerschaft“
- „Meine Eizellen entwickeln sich prächtig“, oder
- „Ich bin eine wundervolle Mutter“
klingen verheißungsvoll, wenn wir uns nichts mehr wünschen als ein Baby.
Können Affirmationen dir helfen, deinen Kinderwunsch zu verwirklichen oder schneller schwanger zu werden? Wie wirken sie? Und was solltest du unbedingt beachten, wenn du mit Affirmationen arbeitest?
Warum Affirmationen bei Kinderwunsch
Verschiedenste Einflüsse in unserem Leben haben unser Bild von uns selbst beeinflusst. Wenn wir Schwieriges Erleben, werden oft Überzeugungen und Ansichten wirksam, die uns viel früher in unserem Leben geprägt haben. Aus „ich fühle mich nicht gut“ wird schnell ein Gefühl von „ich bin nicht gut (genug)“, gekoppelt mit einer Art Unterlegenheitsgefühl, das Fachleute das „Kinderwunsch-Minderwertigkeitsgefühl“ nennen.
Glaubenssätze wie dieser entsprechen nicht der Wahrheit. Wir „glauben“ sie, weil wir eine Situation mit Hilfe tiefverwurzelter Prägungen bewerten, die im Moment nicht sehr hilfreich sind.
Affirmationen bei Kinderwunsch dienen dem Zweck, einen Ausweg aus der unangenehmen Situation zu bieten und negative Gedanken und Glaubenssätze durch positive zu ersetzen – doch funktioniert das wirklich? Oder die Frage ist vielmehr: funktioniert es für dich?
Wie wirken Affirmationen?
Die Forschung steht dem eher kritisch gegenüber. Eine Studie, welche die Affirmation „ich liebe meinen Körper“ untersucht hat, ergab folgendes: Frauen, die mit dieser Affirmation arbeiteten (Ich liebe meinen Körper) sind innerlich eher auf Gegenargumente gestoßen sind, warum sie ihren Körper nicht lieben. Das Ergebnis: am Ende der Studie hat sich das Körpergefühl bei vielen Frauen verschlechtert.
Es scheint so zu sein, dass Affirmationen Menschen gut tun, denen es ohnehin schon gut geht. Und dass sie bei Menschen, die aktuell unter schwierigen Gefühlen, Grübeln und Sorgen leiden, den Allgemeinzustand eher verschlechtern. Wenn die Affirmation in starkem Widerspruch mit deiner tatsächlichen Erfahrung steht, kann sie sogar schaden. Und die schwierigen Erfahrungen in der Lebensphase Kinderwunsch lassen sich nicht einfach mit Affirmationen wegdenken.
Dazu passen auch die Forschungen von Dr. Lisa Rankin. In einem Statement zu ihrem Buch „mind over medicine“ stellt sie fest: Unser bewusstes Denken ist ungefähr 5% des Tages aktiv. Wenn ich mir also 100 mal sage, dass ich es wert bin, glückliche Mama zu sein, ist das ein Tropfen im Ozean. Insbesondere dann, wenn ich 95% der Zeit ängstlich bin, ob es jemals funktionieren wird.
Was tun? Besser als Affirmationen bei Kinderwunsch…
Du bist viel zu klug und dein Körper viel zu weise, um dir Dinge schön zu reden, die nicht schön sind. Und trotzdem kannst du dich dabei unterstützen, nicht in negativen Gedankenspiralen, in Grübeln und Angst hängen zu bleiben. Und zwar mit diesen fünf Schritten, die bei Kinderwunsch besser wirken als Affirmationen:
- Mache dir bewusst: du kannst es nicht richtig oder falsch machen. Es gibt keine Vorgabe, wie du diese Kinderwunschzeit gestalten musst, um zum Erfolg zu kommen und schwanger zu werden. Obwohl viele dir das gerne einreden möchten: trinke Fruchtbarkeitstee, iss Ananas, lagere nach dem Sex das Becken hoch … ich rate dir: spüre hin, was sich für dich richtig anfühlt. Was bewirkt, dass der Druck, unter dem du stehst, weniger wird? Was macht dich ein wenig stabiler? Wobei fühlst du dich innerlich freier? Mach dir immer wieder bewusst: du kannst nichts falsch machen. Der Kinderwunsch ist ein Weg, der unter deinen Füßen entsteht.
- Kümmere dich gut um deine traurigen, enttäuschten inneren Anteile. Sie müssen oft Monat für Monat viel aushalten, so viel kämpfen … ihnen mit Affirmationen zu sagen: „du bist perfekt, geheilt und liebenswert“ fühlt sich für die meisten Menschen falsch an. Sich selbst etwas vorzumachen, macht die Kluft nur noch größer. Vielmehr: wende dich ihnen zu, versorge sie gut, kümmere dich. Bei Bedarf: hol dir Unterstützung.
- Sei freundlich zu dir. „Sich selbst eine gute Freundin sein“ wird auch als Selbstmitgefühl bezeichnet. Selbstmitgefühl beruht auf dem Prinzip, dass wir uns unseren Schwierigkeiten zuwenden, anstatt sie wegzudrücken. In kritischen Situationen ist Selbstmitgefühl für mich eine Revolution. Sie kann ALLES verändern, indem wir mit Liebe und Fürsorge statt mit Kritik, Bewertung und Angst auf unsere Herausforderungen schauen.
- Übe Selbstmitgefühl. Das kann auch positive Affirmationen beinhalten, die ein kleines bisschen anders formuliert werden, nämlich als guter Wunsch. Gute wünsche rufen nicht diese inneren Widersprüche hervor, wie es Affirmationen oft tun. Sieh dir deine Lebenssituation mal so an, wie es eine gute Freundin machen würde. Was würde sie dir wünschen? Beginne durch diese Brille der Freundlichkeit und Fürsorge auf dich selbst zu schauen. Und fange mit den guten Wünschen bei dir selbst an:
- Möge ich in der Lage sein, in dieser schwierigen Zeit liebevoll mit mir umzugehen
- Möge ich lernen, meinem Körper zu vertrauen.
- Möge ich freundlich auf mich und meinen Körper schauen.
- Möge ich offen sein, für das Wunder des Lebens – wie auch immer es sich zeigt.
- Möge ich erleben dürfen, (wie es ist, eine glückliche) Mama zu sein.
- Mache dir bewusst: du allein kannst dich heilen, aber du kannst es nicht alleine tun. Dich zurückzuziehen und zu versuchen, alleine zurechtzukommen, macht das Problem oft schlimmer. Einsamkeit ist ein größerer Risikofaktor für den Körper als Rauchen. Sie verursacht eine Art von Stress, die Frauen und Männern nicht nur psychisch, sondern auch auf körperlicher und hormoneller Ebene enorm zusetzt. Um schwierige Situationen wie den unerfüllten Kinderwunsch zu bewältigen, brauchen wir Menschen, die uns verstehen, die uns wohlgesonnen sind und wissen, was wir durchmachen.
Verbundenheit spüren und sich austauschen mit anderen betroffenen Frauen oder Paaren ist deshalb ein wichtiges Anliegen in meiner Arbeit. In workshops oder im Kurs strong mind – open heart kannst du die Kraft der Verbundenheit selbst erfahren. Werde Teil unserer Community.