Stress besser zu bewältigen ist ein wichtiges Thema in der Lebensphase Kinderwunsch. Konflikte, Enttäuschungen, Neid, Ängste und Selbstzweifel bringen viele Betroffene an den Rand der Verzweiflung. Kennst du das auch?
- je mehr du dich bemühst, dass es mit der ersehnten Schwangerschaft diesmal klappt,
- je mehr du deinem Familien-Glück nachjagst
- je mehr du nach Kalender Sex hast,
- und je mehr du das Internet nach Tipps rauf und runter durchforstest…
… desto schwerer wird es, den Kinderwunsch – Stress zu bewältigen und vertrauensvoll in die Zukunft zu blicken. Vielleicht fragst du dich: wie kann der Gedanke an ein Baby, der mit so viel Liebe und Freude begonnen hat, so in Stress und Druck ausarten?
Warum ein unerfüllter Kinderwunsch so viel Stress auslöst
Das hat unter anderem damit zu tun, wie unser Gehirn beschaffen ist. Der Neurowissenschaftler Rick Hanson spricht von der sogenannten „Negativitäts-tendenz“ im Gehirn. Vielleicht hast du diese Tendenz auch schon in anderen Situationen bemerkt: Stellen dir einen Tag vor, an dem du zehn interessante und nette Gespräche mit anderen hattest. Es gab auch ein elftes, in dem dich eine Aussage irritiert, verunsichert oder geärgert hat. An welches Gespräch denkst du, wenn du abends zu Hause bist? Vermutlich an das elfte – das geht uns allen so.
Weil unsere Vorfahren über Jahrmillionen hinweg gelernt haben, sich mit Problemen zu beschäftigen, um ihr Überleben zu sichern, neigen wir auch heute noch dazu, negativen Ereignissen mehr Aufmerksamkeit zu schenken als positiven. Wir leben ja immer noch mit einem „Steinzeit-Gehirn“, das geübt hat, lieber der Angst zu haben, als einmal unvorsichtig zu sein und daran zu sterben.
An einem misslungenen Gespräch sterben wir nicht. Und auch das Problem „wie bekomme ich ein Kind“ ist nicht lebensbedrohlich. Und doch handelt unser Gehirn so, wie es das gelernt hat: es überfokussiert sich auf ein Problem, das es zu lösen gibt und verliert dabei schnell das größere Ganze aus den Augen.
Stress und Kinderwunsch – das sagt die Forschung
Was dann in der Kinderwunschphase passiert belegen zahlreiche Studien: Paare mit unerfülltem Kinderwunsch haben mehr Stress zu bewältigen als andere und ihre Lebensqualität ist geringer. Sie entfernen sich oft von Aktivitäten, die ihnen früher Spaß gemacht haben. Sie verlieren an Selbstvertrauen, ziehen sich mehr zurück, grübeln und erleben Teufelskreise von schwierigen Gefühlen wie Traurigkeit, Ängste, Sorgen, Konflikte, Schuldgefühle. Damit bist du nicht allein!
Weil das Thema immer noch stark tabuisiert wird, fällt es vielen Betroffene schwer, ihr Leid mit anderen zu teilen. Und nicht nur das: Menschen mit unerfülltem Kinderwunsch tendieren dazu, härter und kritischer mit sich selbst zu sein. Das Gehirn hat also viele Möglichkeiten, in negativen Gedankenspiralen hängen zu bleiben.
Wenn auch du bemerkst, dass der Kinderwunsch dich mehr und mehr in Zyklen von Enttäuschung und Verzweiflung festhält, ist es Zeit, etwas zu unternehmen. Experten empfehlen dringend, schon frühzeitig aktiv zu werden, um den Stress, den der Kinderwunsch mit sich bringt, besser zu bewältigen.
Hier sind vier Wege, den Kinderwunsch – Stress besser zu bewältigen:
1. Das Internet weise nutzen
Das ist wichtig, gerade weil das Bedürfnis so groß ist, etwas zu tun, um das „Problem zu lösen“. Menschen mit Kinderwunsch neigen dazu, sich mit ihren Fragen in den Tiefen des Internets zu verlieren. Wenn unsere Suche nach Auswegen nicht von Vorfreude, sondern von Angst angetrieben wird, kann das für den Körper Stress bedeuten.
Die sozialen Medien können einerseits eine wertvolle Möglichkeit sein, um dich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Sie können aber auch das Gegenteil bewirken: gerade wenn das „Gras auf der anderen Seite grüner aussieht“, weil es so scheint, als wäre die Welt voll von Schwangeren, bei denen es endlich geklappt hat und Eltern, die in allen möglichen Posen ihr unbeschreibliches Glück abbilden – gerade dann ist es wichtig, eine Pause zu machen.
Achte darauf, worauf du deine Aufmerksamkeit richtet. Tut es dir wirklich gut? Wenn nicht, sage Dr. Google ade und frage lieber echte Menschen.
2. Suche Kontakt mit anderen Betroffenen
Ein unerfüllter Kinderwunsch ist oft eine stille Belastung. Viele Menschen fühlen sich alleine und scheuen sich, mit anderen darüber zu sprechen. Studien zeigen, dass ungewollt kinderlose Menschen dazu neigen, Scham, Selbstkritik und Isolation zu empfinden. Besonders deutlich wird dir das vielleicht, wenn du verschämt im Wartebereich der Kinderwunschklinik Platz nehmen.
Laut Brene Brown, Schamforscherin aus den USA, sind die zwei kraftvollsten Worte, wenn wir innerlich mit etwas kämpfen –
me too.
Mit diesen beiden Worten kannst du erkennen, dass du mit deinen Problemen überhaupt nicht allein bist – im Gegenteil: weltweit leidet etwa jedes 6. Paar ähnlich wie ihr.
Was du empfindest, ist ganz normal in dieser Situation – und doch musst du es nicht hinnehmen. In meinem Angebot bringe ich Menschen zusammen, die in der gleichen Situation sind wie du. So kannst du spüren – Du bist nicht allein. Und es ist nichts falsch an dir.
3. Stärke dein Vertrauen und lerne loszulassen
„Es ist fürchterlich! Warum schaffe ich das scheinbar einfachste der Welt nicht? Es macht mich so traurig und wütend und hilflos zugleich!“
So oder ähnlich erleben viele meiner Klientinnen und Klienten zunächst den unerfüllten Kinderwunsch. Oft haben sie viel in ihrem Leben erreicht, durch Fleiß, Ausdauer, Anstrengung und harte Arbeit – manchmal bis über die eigenen Grenzen hinaus. Was im Berufsleben vielleicht gut funktioniert hat, wirkt beim Kinderwunsch eher gegenteilig. Je mehr du dich in diesem stillschweigenden Kampf verlierst, desto mehr gerätst du unter Stress.

Vertrauen entsteht, indem du wieder Freundschaft schließt mit deinem Körper. Vertrauen entsteht, indem du deine Gedanken und Gefühle da sein anerkennst und dann auch wieder loslässt, um im gegenwärtigen Moment anzukommen. Vertrauen entsteht, wenn du dich aufrichtig dem zuwendest, was gerade da ist. Das ist kein Hexenwerk, sondern schlicht und einfach eine Frage der Übung. Achtsamkeit unterstützt dich dabei.
4. Stress bewältigen mit Achtsamkeit: Da sein – Jetzt
Anstatt sich in Gedanken über die Vergangenheit oder die noch ungewisse Zukunft zu verlieren, kannst du lernen, deine Perspektive immer wieder neu auszurichten. Hier und jetzt da zu sein – das ist ein Zustand von Achtsamkeit, der sich in Zusammenhang mit Kinderwunsch als sehr kraftvoll erwiesen hat, besonders wenn es darum geht, Stress zu bewältigen. Sich im gegenwärtigen Moment zu verankern ist auch eine gute Möglichkeit, der Negativitäts-Tendenz des Gehirns entgegenzuwirken und die kleinen, schönen Dinge (wieder) wahrzunehmen.
Hier sind einige Möglichkeiten, die du heute schon anwenden kannst, um Achtsamkeit zu üben und in deinen Alltag einzubauen:
- Einen Sonnenuntergang genießen
- Naturgeräuschen lauschen
- dir ein gutes und gesundes Essen schmecken lassen
- Bewusst die Hand deines Partners oder deiner Partnerin halten
- Aufrichtig zuhören
- Den ersten Kaffee am Morgen mit Aufmerksamkeit trinken
Achtsamkeit für den gegenwärtigen Moment ist eine wichtige Voraussetzung, um den Stress in der Partnerschaft zu reduzieren und Konflikte kompetent lösen zu können. Hier und jetzt ist ohnehin der einzige Moment, in dem du dich für eine lebendige, zugewandte und liebevolle Partnerschaft stark machen kannst.
Wie ein professionelles und wissenschaftlich fundiertes Achtsamkeitstraining dich unterstützen kann, Stress zu lösen und deine Lebens- und Beziehungsqualität zu stärken, erfährst du hier.