Leise Trauer, starker Druck: Die meisten Männer leiden still, wenn sie mit einem unerfüllten Kinderwunsch konfrontiert sind. Erfahre hier, wie Männer mit dem Stress der Kinderwunschphase umgehen, welche Symptome typisch sind und welche Strategien wirklich helfen, um gestärkt aus dieser Krise hervorzugehen.
Männer, Kinderwunsch und Stress: Die unterschätzte Belastung:
Ein unerfüllter Kinderwunsch ist ein sehr intimes Thema und erschüttert viele Paare zutiefst. Jahrzehntelang lag der Fokus auf der psychischen Belastung der Frau – doch aktuelle Studien zeigen: Auch Männer leiden stark unter einem unerfüllten Kinderwunsch und verarbeiten diese Krise auf ihre eigene Weise. Die psychische Belastung von Männern mit unerfülltem Kinderwunsch wurde lange unterschätzt und bekommt erst in den letzten Jahren mehr Aufmerksamkeit.
Männer, Stress und Emotionen: Typische psychische Herausforderungen
„Als Mann fühle ich mich oft machtlos, weil es mir nicht gelingt, meine Partnerin auf natürliche Weise schwanger zu machen. Es ist eine Herausforderung, die ich nicht mal mit meinen engsten Freunden teile“
Petok, 2015
Forschungen der letzten Jahre belegen, dass Männer mit unerfülltem Kinderwunsch besonderem psychischen Stress ausgesetzt sind, insbesondere wenn die Ursachen der Fruchtbarkeitsstörung (mit) bei ihnen liegen. Nicht nur der Kinderwunsch an sich belastet die Psyche, auch andere Herausforderungen spielen eine Rolle: GV nach Kalender, punktgenaue Abgabe von Samenspenden, diverse Untersuchungen – all das berührt die männliche Intimsphäre im Innersten.
Typische Gefühle in Zusammenhang mit dem unerfüllten Kinderwunsch sind:
- Schock und Ohnmacht nach der Diagnose „Infertilität“
- Versagensängste
- Schuldgefühle
- Selbstzweifel, Enttäuschung, Frustration und Traurigkeit
- Reizbarkeit
- Angst, die Partnerin zu enttäuschen
Stress und psychische Belastung können zudem mit körperlichen Symptomen wie Schlaflosigkeit oder (vorübergehenden) Potenzstörungen einhergehen. Viele Männer erleben eine tiefe Niedergeschlagenheit, die sie selten offen zeigen.
Nicht nur die psychische Belastung, auch andere Herausforderungen spielen eine Rolle: GV nach Kalender, punktgenaue Abgabe von Samenspenden, diverse Untersuchungen – all das berührt die männliche Intimsphäre im Innersten. Von Fachleuten wurde deshalb die Broschüre „Männerratgeber“ speziell für Männer mit Kinderwunsch entwickelt.
„Ich fühle mich auf einer gewissen Ebene völlig unzulänglich. Es ist eine Niedergeschlagenheit, die mich in meinem tiefsten Kern trifft.“
Petok, 2015
Männer und ihre Psyche beim Kinderwunsch: Warum Gefühle oft verborgen bleiben
Studien, etwa von Dr. Tewes Wischmann, zeigen: Nach dem ersten Schock neigen Männer dazu, emotionale Themen eher zu verdrängen. Gesellschaftlich sehen sich viele Männer mit der Erwartung konfrontiert, stark und unerschütterlich zu sein. Und besonders für Ihre Partnerin bemühen sie sich, nach außen hin „stark“ zu wirken und für sie „ein Fels in der Brandung“ zu sein.

Das führt dazu, dass Männer eher dazu neigen, Strategien anzuwenden, um sich von ihren Gefühlen zu distanzieren. Viele Männer empfinden ihre Symptome zunächst als Schwäche, die sie nur schwer in ihr Bild von Männlichkeit integrieren können.
„Nun, es war ziemlich erschütternd. Ich hätte das nicht erwartet, dass es nicht funktioniert … das hätte ich nie erwartet. Ich war geschockt, um es offen zu sagen.“
Enttäuschung, Unsicherheit und Versagensgefühle werden oft verdrängt und das Sprechen über emotionale Themen vermieden – oft zum Leid der Partnerin, die sich inmitten der schwierigen Lebenssituation alleingelassen und nicht verstanden fühlt.
Biologisch betrachtet schalten viele männliche Betroffene eher in den „Kampf-Modus“ mit der Frage: Was können wir jetzt tun? Das führt zu dem Bestreben, durch aktives Handeln und konkrete Problemlösungs-Strategien die Kontrolle über die Situation zurückzugewinnen.
Das hilft einerseits, erste Schritte im Umgang mit der Situation abzuwägen und aktiv zu werden, indem man z.B. Informationen einholt oder medizinische Unterstützung sucht. Die Herangehensweise kann kurzfristig sehr viel Erleichterung bringen – bringt jedoch auch Schwierigkeiten mit sich, wenn der eigene Schock, die eigene Enttäuschung langfristig keinen Ausdruck findet.
Wie Männer unter dem unerfüllten Kinderwunsch leiden
Unter Druck: Die emotionale Stress-Belastung von Männern
Auch wenn sie wenig darüber sprechen: Männer leiden. Die emotionale Belastung der Männer kann zeitweise extreme innere Anspannung mit sich bringen, die zu weiteren Symptomen führt: Reizbarkeit, riskantes Verhalten (z.B. im Straßenverkehr), impulsive Reaktionen oder Aggressionen führen dazu, dass die Spannung zwar nach außen hin sichtbar wird – aber keine Lösung findet.
Missverständnisse und Beziehungsprobleme
Werden die eigenen Gefühle jedoch nicht adressiert oder ausgedrückt, kann das weitere Schwierigkeiten nach sich ziehen: oft führt das zu einer zunehmenden Distanzierung von der Partnerin, zu Schwierigkeiten und Missverständnissen in der Kommunikation bis hin zu einer Unfähigkeit, über das Thema zu sprechen. Männer leiden still und erleben gleichzeitig hohen inneren Druck – und darin liegt die Gefahr, dass die emotionalen Belastungen weiter anwachsen.
Stilles Leiden: Keine Worte für Gefühle
Studien beschreiben, wie sich bei Männern mit unerfülltem Kinderwunsch ein erhöhter Anteil von Alexithymie findet. Alexithymie kommt aus dem griechischen und bedeutet „keine Worte für Gefühle“. Oft haben die Betroffenen nicht nur keine Worte, um das auszudrücken, was in ihnen vorgeht, sondern sie tun sich auch schwer, überhaupt zu bemerken, welche Gefühle sie beschäftigen. Grübeln, Schlaflosigkeit, aber auch Zynismus oder Abwendung von dem Thema können die Folge sein.
„Es ist schwer zu erklären, wie es sich anfühlt …“ Aussagen von Männern mit Kinderwunsch
„Die ständigen Fragen von Familie und Freunden nach unserem Kinderwunsch machen es noch schlimmer. Es ist, als ob sie nicht verstehen, dass es nicht so einfach ist, wie es aussieht.“
„Es ist schwer zu erklären, wie es sich anfühlt, wenn man jedes Mal, wenn man einen Schwangerschaftstest macht, einen Stich in der Brust spürt, wenn er negativ ausfällt. Die Hoffnung löst sich auf und die Enttäuschung nagt an einem“

„Es gibt Tage, an denen ich das Gefühl habe, als Mann zu versagen“
Solche Aussagen zeigen, wie tief die psychische Belastung bei Männern mit Kinderwunsch geht.
Wie Männer mit ihren Gefühlen gesünder umgehen können
Auch wenn es schwer ist: es ist niemandem geholfen, wenn du dich mit Arbeit oder Sport ablenkst und deinen Gefühlen aus dem Weg gehst. Es gibt wirksame Strategien und Techniken, die Männern helfen, gesünder mit ihren emotionalen Reaktionen umzugehen und die Herausforderungen der Kinderwunsch-Phase besser zu bewältigen. Der Nutzen dieser Schritte liegt auf der Hand – weniger Stress, mehr Lebensqualität, bessere Beziehungen.
Was kannst du als Mann mit Kinderwunsch tun, um gestärkt aus dieser Krise hervorzugehen? Sieben Wege für mehr Klarheit und Gelassenheit:
1. Akzeptiere deine Gefühle.
Mache dir bewusst: ein unerfüllter Kinderwunsch ist extrem herausfordernd – nicht nur für dich. Viele Männer. erleben in dieser Zeit starken Druck, Unsicherheit und emotionale Belastung. Manchmal ist es nur eine Erschütterung, manchmal fühlt es sich an wie ein Erdbeben. Es braucht etwas Zeit, einen guten Umgang mit dieser Art von Stress zu finden.
2. Soziale Kontakte pflegen:
Ein unerfüllter Kinderwunsch führt oft dazu, dass Menschen sich mehr und mehr aus sozialen Kontakten zurückzuziehen. Besonders schwierig fühlt es sich oft an, wenn Freunde ein Baby erwarten. Rückzug kann vorübergehend entlasten. Langfristig belastet er. Achte darauf, deine Kontakte in verschiedenen Rollen zu pflegen – über Beruf, Hobbies und Freunde. Vielleicht gibt es Menschen, mit denen du vertraut genug bist, um offen sprechen zu können.
3. Körper und Psyche stärken:
Druck abbauen, das Nervensystem beruhigen, die Selbstwahrnehmung stärken: das sind wirksame Strategien, deine Resilienz zu aufzubauen. Dabei helfen: Sport, Stressbewältigung, Meditation, Mind-Body.Medizin und bestimmte Übungen für das belastete Nervensystem.
4. Achte auf deine Gedanken:
Selbstvorwürfe und Schuldgefühle sind häufig, aber nicht hilfreich. Der unerfüllte an sich Kinderwunsch schmerzt schon genug. Beobachte deine inneren Dialoge – höre auf, dir Vorwürfe zu machen, dich abzuwerten oder dir die Schuld an dem Problem zu geben. Übe dich in Selbstfreundlichkeit.
5. Verantwortung teilen.
„Sich schuldig fühlen“ bedeutet nicht dasselbe wie „schuld sein“. Als Mann darfst du deinen Teil der Verantwortung nutzen, um gemeinsam mit deiner Partnerin diesem Schicksalsschlag aktiv zu begegnen. Studien zeigen: der unerfüllte Kinderwunsch ist nicht nur eine Belastung, sondern kann auch eine Chance sein, Herausforderungen gemeinsam zu meistern und in der Partnerschaft zu wachsen und sich gegenseitig zu stärken.
6. Sprich über deine Belastung.
Such dir einen Kreis vertrauter und vertrauenswürdiger Menschen, mit denen du offen sprechen kannst: ein bester Freund, jemand, der dir vertrauenswürdig erscheint. Du wirst überrascht sein, wie viele Menschen auch mit dem Thema Kinderwunsch beschäftigt sind oder waren. Und sprich auch mit deiner Partnerin darüber, wie es dir geht. Viele Männer versuchen stark zu wirken, auch wenn sie innerlich leiden. Offenheit schafft Verbundenheit.
7. Fachkundige Unterstützung in Anspruch nehmen.
Wie auch immer sich eure Reise entwickelt: es wird empfohlen, frühzeitig fachkundige Unterstützung in Anspruch zu nehmen, um an dieser Herausforderung zu wachsen, und nicht zu zerbrechen.
Für viele Männer besteht ein Weg, sich mit Stress und Herausforderungen auseinanderzusetzen, sich aktiv Unterstützung zu suchen. Mit Techniken zur Körperwahrnehmung und Stressbewältigung unterstütze ich dich, negative Gedankenmuster zu durchbrechen, emotionale Blockaden zu lösen und neue Wege zu entwickeln, diese Herausforderung zu meistern.
Und dabei den langen Atem zu haben, den es braucht, um gemeinsam mit deiner Partnerin da durchzugehen.
Der unerfüllte Kinderwunsch ist für die meisten Männer eine große psychische Belastung, die ernst genommen werden muss. Sprich über deine Gefühle, suche Unterstützung – du bist nicht allein.
Hier kannst du einen ersten Termin vereinbaren.
FAQ: Männer, Kinderwunsch und Psyche
Wie äußert sich psychischer Stress bei Männern mit Kinderwunsch?
Typisch sind Schock, tiefe Enttäuschung, Selbstzweifel, Schuld- bzw. Versagensgefühle, aber auch Reizbarkeit, Rückzug, Grübeln.
Wann sollten Männer Hilfe suchen?
Viele raten: Wenn die psychische Belastung überhandnimmt, die Beziehung leidet oder depressive Symptome auftreten, ist es wichtig, sich professionelle Unterstützung zu holen. Ich rate: Nicht erst warten, bis man depressive Symptome entwickelt oder es in der Partnerschaft kriselt, sondern frühzeitig Maßnahmen ergreifen, um die Lebensqualität und das Wohlbefinden zu steigern und mit den unvermeidlichen Stress-Situationen kompetent umgehen zu können. Das hilft, an der Krise zu wachsen anstatt zu zerbrechen.
Quellen:
- Petok, William D. (2015)
- Edelmann & Connolly (2000)
- Hudson and Culley (2013)
- Cousineau & Domar (2007)
- Wischmann &Thorn (2013)